Inzwischen ist der gebürtige Brite 49 Jahre alt, und es scheint, als habe er mit zunehmender Lebenserfahrung erkannt, dass sich das Leid am Leben und an der Liebe auch ein bisschen heiterer verpacken lässt. „Broken Record“ (Tapete) heißt sein neues Album, und es überrascht den passionierten Cole-Hörer; ohne ihn jedoch zu verstören. Denn nichts läge dem Songwriter ferner, als sich neu zu erfinden und plötzlich fröhliche und ausgelassene Lieder zu schreiben. Und doch ist er diesmal mit einer Abgeklärtheit und Gelassenheit ans Werk gegangen, die der nach wie vor eher gedämpften Stimmung ihre Dramatik und traurige Ausweglosigkeit
nimmt. „Westchester County Jail“ ist einer dieser Songs, die mit den „klassischen“ Lloyd-Cole-Stücken vordergründig nur die stets lamentierende,
durchweg samtene, aber nach wie vor nicht wirklich modulationsfähige Stimme gemein haben. Flott und geradezu country-selig singt er sich durch diese Aufnahme. Auch „Rhinestone“ ist ein Stimmungsaufheller.
Bei „That’s Alright“ begibt er sich sogar in leicht rockige Gefilde. Dennoch bleibt der Schuster
natürlich bei seinen Leisten. Denn auch wenn Lloyd
Cole noch so heiter wird, sind seine Lieder das, was sie immer waren: Popstücke der ganz besonderen Güte. Seine
Vorliebe für großartige Melodien und wunderbare Harmonien, die eingängig, aber nie banal werden, führen in allen Facetten zu ausgezeichneter, herausragender Musik. Dies wird besonders deutlich, wenn er sich auf seine
Balladenstärke besinnt: „The Flipside“ ist ein Paradebeispiel für Coles Können, Stille und Melancholie (von der er sich natürlich nicht distanziert) in gediegen-verhaltene Tracks zu packen. „If I Were A Song“, „Oh Genevieve“ und „Double Happiness“ präsentieren einen
Mann auf der Höhe seines Könnens. Der dem Leben trotz all seiner Härte eben auch mal mit einem leichten
„Lalalala“ begegnet.

Publication: Fuldaer Zeitung

Publication date: 18/09/10